Informationen, Berichte und Einschätzungen zu extremen Rechten in Ulm Umgebung

Neonazi Hooligans beim SSV Ulm 1846

Mit dem Aufstieg des SSV Ulms in die dritte Liga ist eine Zunahme an Fanaktivitäten zu sehen. Das trifft auch auf die Hooligans zu. Zu sehen war dies 2023 im Stadion, in der Zunahme an Szene-internen Kämpfen und eben auch durch neonazistische Aktivitäten. Besonders hervorzuheben ist dabei eine neue und junge Generation an rechten Hooligans, über die öffentlich bisher wenig berichtet wurde.

Hier ein Überblick über einige der Gruppen und Personen sowie ein Rückblick auf das Jahr 2023.

Im Stadion

Eine Zunahme ist optisch im D-Block, dem Fanblock im Stadtion des SSV Ulm, deutlich zu sehen. Neben den Ultras, die mit Fahnen, Aktionen und co. versuchen für den Verein Stimmung zu machen und einen Großteil der Kurve ausmachen, steht vom Feld aus links daneben regelmäßig eine Gruppe hinter den Bannern der Donau Crew 08 und einer Hooligans Ulm Fahne.

Nach groben Schätzungen stehen dort zwischen 20-30 Personen je nach Spiel. Auch bei Auswärtsfahrten sind Hooligans fast durchgehend präsent.


Auf dem “Acker”
Beispielhafte Selbstdarstellung von Hooligans, hier der Uniteds von 2018

Auf einschlägigen Kanälen, in denen Ackerkämpfe (ausgemachte Kämpfe unter Hooligans / Fangruppen abseits vom Stadion, zum Teil auf Wiesen/Äckern) zelebriert werden, ist eine Zunahme von Kämpfen mit Beteiligung von SSV Fans feststellbar:

  • 30.04.2023* – Ausgemachter Kampf zwischen Offenbach Fans und Ulm Fans.
  • Anfang September 2023*- Zwei ausgemachte Kämpfe zwischen Lübeck Fans und Ulm Fans.
  • Anfang Oktober 2023* – Ausgemachter Kampf zwischen Sandhausen Fans und Ulm Fans.

* Alle Daten stammen aus einschlägigen Hooliganszene Kanälen. Das Kämpfe stattgefunden haben ist glaubwürdig, die Daten sind allerdings nicht unbahängig überprüfbar

An den Kämpfen nehmen unserer Einschätzung nach eher erfahrene und damit ältere Hooligans teil. Parallel zu diesen Kämpfen ist zu beobachten, wie nahezu alle Personen im Umfeld der Hooligans Kampfsport tranieren. Es ist davon auszugehen, dass bei vielen dieser Personen das Training weit über ein sportliches Interesse hinaus geht. Ihr Ziel ist es, ihre Gewaltkompetenz zu steigern.


Der braune nachwuchs
Selbstdarstellung einiger Hooligans nachdem Platzsturm am 20.05.23. In der Mitte Maximilian Förster mit Wehrmachtshelm und Eisernem Kreuz Tatoo

Wie bei anderen Fangruppen oder Szenen besteht die Hooliganszene des SSV Ulm aus Personen mit klarer Mitgliedschaft in Gruppen, an die sich ein größeres aber loses Umfeld anschließt. Die jüngeren Hooligans bewegen sich im Umfeld der Donau Crew 08 in einer Art Freundes- und Bekanntenkreis. Generationsübergreifend wird gemeinsam in Blaubeuren gewandert, das Stadion besucht oder gefeiert.

Einige der jüngeren Hooligans haben ein rechtes Weltbild. Von Person zu Person ist unterscheidlich wie stark rechts bis hinzu neonazistisch dieses Weltbild ausgeprägt ist. Im Folgenden zeigen wir einige Beispiele.

Diejenigen, die deutliche Anzeichen für ein rechtes Weltbild zeigen, aber in den letzten zwei Jahren nicht in extrem rechten Gruppen/Aktionen aktiv waren, haben wir bewusst zensiert.

Maximilian Förster

Maximilian Förster ist eine zentrale und vor allem sehr selbstdarstellerische Person in dieser neuen jungen Generation an Hooligans. Er besuchte 2023 nahezu jedes Spiel des SSV Ulm. Nach Ende des Aufstiegsspiels posierte er beim Stadionsturm oberkörperfrei mit Wehmachtshelm-Tattoo auf der Brust gemeinsam mit anderen Hooligans auf dem Rasen.

Schon seit Jahren ist er immer wieder Teil antifaschistischer Recherchen. Sei es sein Auftritt als Zeuge im Prozess gegen die Täter des Fackelwurfs in Dellmensingen 2019, seine Teilnahme an Störaktionen gemeinsam mit der Identiären Bewegung oder an Aktionen der Partei Dritter Weg. Durch seine Verbindungen und Teilnahmen ist er ein Bindeglied verschiedener Strömungen der extremen Rechten, von AfD über Junge Alternative, der Identtiären Bewegung bis hin zu klassisch neonazistischen Strukturen wie dem Dritter Weg.

So besuchte er Anfang Mai 2023 gemeinsam mit Personen der Hurricanes Burgau, einer Fangruppe des Eissport Verein in Burgau, die European Fight Night in Ungarn, ein neonazistisches Kampfsportevent. Im Herbst 2023 war er Gast bei der Hochzeit von Marcel Patzke, Vorstandsmitglied der AfD Neu-Ulm und JA Schwaben, und posierte unter anderem gemeinsam mit dem AfD-Landtagsmitglied Franz Schmid und dem Bräutigam für ein Gruppenbild.

Mehr zu Försters Aktivitäten: Dritter Weg, Störung der Pride 2022, Störung Demo zum feministischen Kampftag 2022

Maxi Treu

Maxi Treu besucht regelmäßig SSV Ulm Spiele in Begleitung von Personen der Hurricanes Burgau, einer Fangruppe des Eissport Verein in Burgau. Maxi Treu trägt offen neonazistische Symbole und Marken wie Kampf der Niebelungen, Thor Steinar oder Kategorie C.

Maxi Treu mit Thor Steinar FIscherhut+Bauchtasche und Kampf der Niebelungen T-Shirt in der Ulmer Altstadt nach gewonnenem Aufstiegsspiel; im Hintergrund rechts Markus W. (Voice of anger)

Er nahm mit Maximilian Förster gemeinsam am neonazistischen Kampfsportevent “European Fightnight” in Ungarn als Besucher teil im Mai 2023.

Robin D.

Robin D. ist einer der extrem rechten Angreifer in Dellmensingen 2019. Er folgt auf Instagram aktuell der “Festung Ulm”, ein Tarnname der Identitären Bewegung, sowie Reinhild Boßdorf (bekannte Identitäre Bewegung Aktivistin in NRW) und Lukretia (IB nahes Projekt). Ebenso ist er auf Instagram befreundet mit Heidi Baumann, einer jahrelangen zentralen Personen der Identitären Bewegung in Ulm und Umgebung.

Er wurde für seine Beteiligung an den Angriffen mit Böllern, toten Tieren und schlussendlich einer Fackel 2020 verurteilt. Im Prozess wurde die neonazistische Gesinnung vor allem von Robin D. mehr als deutlich. Aus einem Protokoll des Prozesses vom Journalisten Robert Andreasch liegt uns folgender Brief einer Lehrerin von Robin D vor:

Schreiben des 24.4.15. … Relaschule, an Familie D.
Maßnahme: Robin D. hat sich wieder nicht korrekt verhalten so dass eine weitere §19 Maßnahmen erfolgen muss. D. wird in die Parallelklasse versetzt.

Vorkommnisse: Robin hat die dunkelhäutige … mit “Neger, Baumwollepflücker, Latina Bitch” angesprochen, im Unterricht Nazi verherrlichende Äußerungen getätigt und es wurden rechtsradikale Lieder angestimmt. Adolf Hitler wurde als Onkel Adi verharmlost, Judenwitze erzählt, mit Hitlergruß gestreckt; Zahlen werden in nationalsozialistischen Zusammenhang gebracht, Robin spricht davon einen neue NSDAP gründen und Juden vertreiben zu wollen …

Robin wurde darauf hingewiesen das an einer Schule keine rassistischen, den nationalsozialistischen Gesten und Äußerungen toleriert werden. Ein solches Verhalten kann nicht als einfache Verfehlung bagatellisiert werden. Er ist strafmündig.

Die Parallelversetzung ist angemessen zum Schutz der Mitschüler…Robin zeigt ein rechts- und Werteverständnis das nicht dem unserer demokratischen Gesellschaft entspricht. Seine Mitschülerinnen können dem nicht länger ausgesetzt werden …

Ich weiß nicht welchen Einflüssen der rechtsradikalen Szene Robin ausgesetzt ist, sehe seine Entwicklung aber mit Sorge…”

Auszüge aus einem Schreiben der Schule von Robin an seine Eltern. Das schreiben wurde am 10. Prozesstag, dem 06.06.2020 im Kornhaus Ulm verlesen.
Nils W.

Nils W. folgt dem neonazistischen Dritten Weg auf Instagram und gehört zu dem Freundes- / Bekanntenkreis der SSV Hooligans.

Lukas K.

Gehörte zum Freundeskreis der Angreifer in Dellmensingen 2019. Heute folgt er dem neonazistischen Rap Label NDS Records und dem ebenfalls neonazistischen Cottbusser Rapper Bloody32.

Marcel

Beteiligte sich 2022 an den Versuchen die Pride in Ulm zu stören mit neonazistischen Hooligans, Aktivisten der Identitären Bewegung und AfD Mitglieder wie Marcel Patzke und Nick S..

Heute folgt er der AfD Neu-Ulm auf Instagram sowie der früheren identitären heute neonazistischen Gruppe Pforzheim Revolte


neonazistische Vorfälle 2023

Das sich um einen Fußballverein Hooligans zu Gruppen bilden, ist soweit üblich. Bemerkenswert wird es durch die oft rechte bis zu neonazistische politische Ausrichtung von Hooligans. Im Jahr 2023 war das bei den Ulmer Hooligans bei einigen Situationen bemerkbar, hier eine Aufzählung:

30.04.2023 Neonazi Symbol beim SSV Fanmarsch

Zum Beginn des Fanmarschs wurde sich auf dem Münsterplatz gesammelt. Dort stößt eine Gruppe von Burgau Hooligans hinzu und wird von einzelnen Ulmer Hooligans begrüßt.

Zwei Personen tagen Jacken mit einem Logo der Burgauer Hooligans (Deutscher Adler im Lorbeerkranz und Turm). Eine weitere Person, Maxi Treu, trägt einen Pullover der neonazistischen Band “Kategorie C” und höchstwahrscheinlich eine Bauchtasche von Thor Steinar.

Maxi Treu in Kategorie C Pullover und Thor Steinar Hut + Bauchtasche. Links und rechts von ihm jeweils weitere Personen der Burgauer Fanszene. Rehcte Person (Bier trinkend) ist Marcel
06.05.2023 Teilnahme von SSV Hooligans mit Burgau Hooligans an Neonazi Kampfsport Event

An diesem Tag fand in Ungarn die “European Fight Night” statt, ein neonazistisches Kampfsport-Event organisiert von Legio Hungaria, Kampf der Nibelungen und Pride France. Alles drei sind eindeutige Neonazi-Gruppierungen mit Fokus auf Kampfsport.

An dem Event nahmen mehrere Personen aus dem süddeutschen Raum teil, unter ihnen Maximilian Förster (SSV Hooligan, zugehörig zur Donau Crew 08) und Maxi Treu sowie mehrere Eishockey Burgau Hooligans. Sie reisten gemeinsam an und ab.

Ausführliche Recherchen zu der Neonazi Veranstaltungen finden sich bei Exif, Bellingcat (in englisch) oder auf Belltower News.

20.05.2023 Neonazi Symbole beim SSV Fanmarsch

Bei einem SSV Famarsch zum Stadion ist eine Personengruppe mit Neonazi Kampfsport Marken zu sehen:

  • eine Person in einem “Rock against Comunism” (kurz RaC) T-Shirt zu sehen und einem Todeskopf Tatoo auf dem linken Hals, das eine starke Ähnlichkeit zu einem SS Todeskopf aufweist
  • Eine weitere Person trägt eine Jacke mit der Aufschrift “Fight Club BXCO” BXCO steht für Boxing Connection vom Label 23. Der Zahlencode für 23 steht für BC, Boxing Connection, worauf Label 23 selbst in ihrem Selbstverständnis hinweisen.

Label 23 ist eine Marke von Personen aus der neonazistischen Hooligan-Szene in Cottbus betrieben wird. Das lässt sich u.a. in einem Artikel des Antifaschistischen Infoblattes oder bei dem Projekt “Runter von der Matte” nachvollziehen. Ein Auszug davon zum ursprünglichgen Markeninhaber :

Personell entstammt die Marke der Neonazi-Szene und den rechten Ultra- und Hooligan-Zusammenhängen in Cottbus. So ist Markus Walzuck, der ehemalige Markeninhaber von „Boxing Connection“, der 2011 im „World Kickboxing Network“ einen Titel gewann und bis 2012 im „Kickboxteam Cottbus 09“ trainierte, seit Jahren in der organisierten Neonazi-Szene in Cottbus und Umland aktiv. Er gehörte auch zur Gründungsgeneration der neonazistischen Ultragruppe „Inferno Cottbus 99“ und ist als Neonazi-Hooligan bekannt. Weil er mit anderen auf einer Fahrt nach Mallorca volksverhetzende T-Shirts, so genannte „Hitler-Gedenkshirts“, trug, wurde er vor dem Amtsgericht Dresden 2012 verurteilt. Bereits 2011 durfte er auf einer Vereinsfahrt wegen seiner Neonazi-Aktivitäten nicht nach Israel einreisen.

Zitat von einem Artikel des Projekts “Runter von der Matte”

Ebenfalls auf dem Fanmarsch zu sehen ist Robin Daiber, einer der verurteilten neonazistischen Angreifer von dem Brandanschlag in Dellmensingen 2019.

20.05.2023 Hooligan Gruppenfoto beim Platzsturm

Zum Ende des letzten Spieltages kommt es zu einem Platzsturm der SSV Fans, um den Aufstieg in die 3. Liga zu feiern.

Dabei entsteht ein Gruppenfoto von Ulmer Hooligans, was in den sozialen Medien kursiert.

Darauf sind Personen aus den unterschiedlichen Generationen zu sehen, insbesondere der Donau Crew 08 und der Uniteds.

Auffällig dabei ist Maximilian Förster und ein Tattoo auf seiner Brust, was deutlich einen Wehrmachtshelm und ein eisernes Kreuz zeigt. Auf einigen Posts, wie zum Beispiel von Förster selbst, wurde das Tattoo bemerkenswerterweise selbst zensiert.

03.10.2023 Teilnahme von Burgau Hooligans am SSV Fanmarsch

Am Fanmarsch zum Stadion beteiligten sich erneut Hooligans aus Burgau, mehrere von ihnen waren auch bei der European Fight Night im Mai 2023.

02.12.2023 – rechte Bedrohungen bei Auswärtsspiel gegen Viktoria Köln

Zwei Personen aus Köln, die als SSV Fans das Auswärtsspiel besuchten, trafen nach dem Spielende auf eine Gruppe anderer Ulm Fans die u.a. “Ausländer Raus” und “Deutschland den Deutschen” skandierte. Als sie diesem wiedersprachen wurde ihnen Gewalt angedroht, die zwei Fans mussten wegrennen, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Nachgang berichteten sie unter falschen Namen der Südwestpresse über den Vorfall. In einem zweiten Artikel machten die Betroffenen deutlich, das es Versuche gab ihre Kontaktdaten und Namen herauszufinden.

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